Judith Affolter, Jerome Bertrand, Andre Boitard, Karlheinz Deutzmann, John Goodwin, Pim van Huisseling, Rachel de Joode, Alyssa De Luccia, Nancy Reilly, Islamiya Scarr, Heidi Sill, Miriam Tölke, Ksenia Tyrenko  

…sondern nahm eine Schere und fing an…
05 Mai 2024 - 02 Juni 2024

Die erste Jägerschere-Ausstellung des Jahres 2024 bringt eine vielfältige Gruppe von Künstlern zusammen, um einen umfassenden Blick auf die Collage und ihre zeitgenössischen Erscheinungsformen zu werfen.
Die Collage nimmt in unserer Kultur einen seltsamen Platz ein. Ausgehend von frühen Formen im 19. Jahrhundert erreichte sie mit den dadaistischen Arbeiten von Hannah Hoch und den Fotomontagen von John Heartfield im 20. eine entwickelte Form. Doch welche Rolle spielt sie im 21. Jahrhundert noch, vor allem in einer Zeit, in der die "alten Medien" wie Bücher und Zeitschriften nicht mehr der einzige und wichtigste Ort sind, an dem Bilder zirkulieren?
Diese Frage klingt in den Arbeiten der Künstler in dieser Ausstellung durch. Es sind Arbeiten von Künstlern aus Kanada, Deutschland, Spanien, Großbritannien, der Ukraine und den Niederlanden zu sehen. Was sie verbindet, ist genau dieser Wunsch zu sehen, wie die Collage ihr kritisches und zugleich spielerisches Verhalten beibehält. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der analogen Collage und nicht auf der digitalen Ausgabe, und die Körperlichkeit des geschnittenen Papiers findet in einer Kultur, die unter der Herrschaft des Smartphones lebt, Anklang. Das Erbe des Dadaismus wirkt sich natürlich weiterhin auf die Sprache der Collage aus, und mit ihm kommen Überlegungen zur zeitgenössischen Popkultur, zu Darstellungen des Körpers und zu den damit verbundenen Iterationen dessen, was Schönheit sein könnte. Auch das Interesse an visuellen Übereinstimmungen und Assoziationen, sowohl physisch als auch gegenständlich, ist in den Arbeiten dieser Künstler zu finden. Aber oft ist auch eine Rohheit im Spiel, ein Wunsch, Elemente fast wie ein gestischer Akt zusammenzubringen. Das ist eine subtile Sache, aber es könnte darauf hinweisen, dass es bei der Collage heute vielleicht darum geht, den Menschen vor dem Ansturm der Bilder zu schützen. Man könnte sagen, dass es eine Art Verzauberung ist, die die endlose Überwältigung durch die visuelle Zirkulation konkretisiert. Und in diesem Sinne ist sie auch eine Strategie des Überlebens.

…sondern nahm eine Schere und fing an…
05 May 2024 - 02 June 2024

The first Jägerschere exhibition of 2024 brings together a diverse group of artists to take a broad look at collage and its contemporary manifestations.

Collage holds a strange place in our culture. From early iterations in the 19th Century, it reached a developed form with the Dadaist works of Hannah Hoch and photomontage works of John Heartfield in the 20th. But here in the 21st century what role does it still play, especially in an age when the ‘legacy media’ of books and magazines is no longer the sole, nor most important, location where images circulate?
That question resounds through the work of the artists in this show. It features pieces by artists from Canada, Germany, Spain, Britain, Ukraine and The Netherlands. What connects them is exactly this desire to see how collage retains its critical-whilst-playful behaviours. The show focuses on analog collage, rather than digital outputs, and the physicality of cut paper becomes resonant for a culture that lives under the rule of the Smartphone. Certainly, the legacy of Dadaism continues to impact the languages of collage and with it come considerations of contemporary pop culture, representations of the body and attendant iterations upon what beauty might be. Similarly, an interest in visual concordances and associations, both physical and representational, can be found in the work of these artists. But there is also a rawness often at play, a desire to force elements together almost as a gestural act. It’s a subtle thing but might point to the way in which collage is perhaps now about protecting the person from the onslaught of images. We could say it’s a kind of enchantment, making concrete the endless overwhelm of visual circulation. And in this sense, it is also a strategy for survival.