Alexandra Baumgartner Nikola Irmer Ruprecht von Kaufmann David Mabb Tofu Pixel 

Sieh einmal die schönen Blumen
07 Mai 2023 - 11 Juni 2023

Auch in der ersten Jägerschere-Schau des Jahres 2023 hat der Wolf im Titel ein Wörtchen mitzureden. Wir freuen uns, Arbeiten von fünf zeitgenössischen Künstlern zu präsentieren, die sich auf unterschiedliche Weise mit einem der traditionellsten Themen der Kunst auseinandersetzen und es neu beleben.

Blumenbilder sind nichts, was man ohne weiteres mit zeitgenössischer Kunst in Verbindung bringt. Abgesehen von einigen bemerkenswerten Ausnahmen (man denke an Mapplethorpes Lilienfotografien oder Andy Warhols "Blumen"-Gemälde) bleibt sie eine visuelle Landschaft, die durch ihre Präsenz in der Welt der Grußkarten und Geschenkverpackungen geprägt ist. Die radikalen Positionen sowohl von Mapplethorpe als auch von Warhol gehören heute zum Standardrepertoire geschmackvoller Schreibwaren. Ist es also noch möglich, das Zeitgenössische in der Welt der Blumen zu finden?

Die fünf Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung ringen auf ihre eigene Weise mit dieser Frage und zeigen Wege auf, wie das "Blumige" seiner Vereinnahmung durch das Alltägliche entkommen kann. Alexandra Baumgartner bringt es direkt auf den Punkt, indem sie Bilder von Grußkarten aus den 1950er Jahren aufgreift und sie als Codas für das Universelle neu präsentiert. Ohne ihren ursprünglichen Text und ihre Typografie schweben ihre Blumen in einem schwarzen Raum und laden uns ein, den Kosmos in den Blütenblättern der Geburtstagswünsche zu sehen. Nikola Irmers Studie einer Hortensienblüte ist im Gegensatz dazu karg und unerbittlich. Die formale Komplexität, die sich aus der Pflanzenzüchtung und der natürlichen Evolution ergeben hat, erfordert bei ihr einen Kampf um die Darstellung. Ruprecht von Kaufmann ist vor allem für seine figurativen Gemälde von Menschen und Tieren bekannt, die in imaginären, fast dystopischen Szenarien dargestellt sind. Für "Sieh einmal die schönen Blümen" präsentieren wir eine Gruppe von Gemälden, in denen er eine Gruppe einzelner Blüten mit seiner besonderen Bildsprache befragt. David Mabb hat eine langjährige künstlerische Beziehung zum Werk von William Morris, dem britischen Radikalen des 19. Jahrhunderts, dessen sozialistischer Glaube an das Recht auf Schönheit in unserer Zeit die Mittelklasse der Tapeten ausmacht. Über viele Jahre hinweg hat Mabb Küchentücher mit William-Morris-Motiven gesammelt, die hier auf der Wäscheleine im Garten der Jägerschere präsentiert werden, eine Kollision von häuslichem Kitsch und einer utopischen Vision von Cokaygne, dem mittelalterlichen mythischen Land des Überflusses. Tofu Pixel arbeitet in der visuellen Tradition der Videospielkultur. Hier ist die Blume immer eine komplexe Trope, die uns zu Ideen von Natur und Reinheit zurückführt, auch wenn sie den Kontext für simulierte Gewalt bietet. Wie alle Künstler der Ausstellung erinnert sie uns daran, dass Blumen, so schön sie auch sein mögen, niemals als Synonym für Unschuld angesehen werden sollten.


Sieh einmal die schönen Blumen
07 May 2023 - 11 June 2023

Once again the Wolf has his say in the title of the first Jägerschere show of 2023 in which we are pleased to present work by five contemporary artists who, in their various ways, investigate and reinvigorate one of art’s most traditional subjects.

Floral imagery is not something we readily associate with contemporary art. With a few notable exceptions (we might think of Mapplethorpe’s photographs of lilies or Andy Warhol’s ‘flowers’ paintings) it remains a visual landscape tainted by its presence in the world of greetings cards and gift wrap. Indeed both Mapplethorpe and Warhol’s radical positions are now the stock-in-trade of tasteful stationery. So is it still possible to find the contemporary within the realm of flowers?

The five artists in this show each in their own way wrestle with this question and point to ways in which ‘the floral’ can escape its appropriation to the mundane. Alexandra Baumgartner goes straight to the point, taking imagery from 1950s greetings cards and re-presenting them as codas to the universal. Denuded of their original texts and typography, her flowers float in a stark black space, inviting us to see the cosmos in the petals of birthday wish. Nikola Irmer’s study of a hydrangea flower is, by contrast, sparse and unrelenting. For her the formal complexities that have resulted from plant breeding and natural evolution necessitate a struggle for depiction. Ruprecht von Kaufmann is best known for his figurative paintings of humans and animals rendered within imaginary, almost dystopian scenarios. For “Sieh einmal die schönen Blümen“ we present a group of paintings where his distinct visual language is used to interrogate a group of singular blossoms. David Mabb has a long-standing artistic relationship to the work of William Morris, the 19th Century British radical whose socialist belief in the right to beauty are, in our period, the stuff middle class of wallpaper. Over many years Mabb has collected kitchen tea-towels with William Morris motifs and they are here presented on the washing line in the Jägerschere garden, a collision of domestic kitsch and a utopian vision of Cokaygne, the medieval mythical land of plenty. Tofu Pixel works within the visual tradition of video game culture. Here the flower is always a complex trope bringing us back to ideas of nature and purity, even as it provides the context for simulated violence. Like all the artists in the show she reminds us that flowers, though they may be beautiful, should never be taken as a shorthand for innocence.